JOHN FOGERTY – The Celebration Tour - 11.07.2024 – Berlin, Uber Arena – Text: Holger Ott
Berlin hat keine neue Veranstaltungshalle. Für alle, die es noch nicht wissen, UBER hat sich im Kern der Stadt breitgemacht, einen Platz und gleich zwei Hallen mit ihrem Namen versehen und breiten sich immer weiter wie ein Krebsgeschwür aus. Da ich noch weiß, was Tradition bedeutet, nehme ich mir niemals ein "Uber", sondern fahre, sofern es notwendig ist, mit einem Taxi, wie es sich gehört.
Traditionsbewusst ist auch JOHN FOGERTY, Ex-CREEDENCE CLEARWATER RIVIVAL, der stets seiner Linie treu geblieben ist und heute das einzige Konzert seit langem in Deutschland gibt.
Soll man die Erwartungen hochstecken, oder eher niedrig halten, denn FOGERTY kratzt schon an die achtzig und ruht sich mehr oder weniger auf seinen alten Klassikern aus. Dass was er vermutlich neu machen würde, hat JOHN seinen beiden Söhnen übertragen, die mit ihrer Band HEARTY HAR den Support übernehmen. SHANE und TYLER FOGERTY beweisen in der halben Stunde ihres Auftritts, was für "Rampensäue" beide sind. Ob an der Gitarre oder beim Gesang, beide sind exzellent und herausragend. Ihre Musik lehnt sich an die ihres Vaters an, hat aber zusätzlich enorm viele progressive Einflüsse, die das Programm aufregend und kurzweilig erscheinen lassen. Das Instrumental "Canyon of the Banshee" ist dabei das herausragende Werk ihres Auftritts, der sich nach der halbstündigen Umbaupause noch verlängern sollte, denn die Formation ist sogleich die Begleitband von Altmeister und Woodstock Veteran JOHN FOGERTY.
Ein Interview-Einspieler auf der wunderschönen Leinwand hinter der Bühne gibt eine unerwartete Überraschung, denn so etwas habe ich noch nie bei einem Konzert gesehen.
Mit tosendem Applaus wird JOHN begrüßt, als er sich mit seiner Band auf die Bühne schleicht, auf der er sofort in die Saiten greift. Klar, dass es mit einer Folge von Klassiker der CCR-Zeit beginnt und vom ersten Tom hält es bis zum Ende niemanden mehr auf den Stühlen der Arena, deren Oberrang abgehangen wurde. Egal ob "Green River" oder "Born On The Bayou", alles wird abgefeiert.
FOGERTY ist in einer unglaublich guten Form und Spiellaune. Seine Akkorde sind Mega hart und was er nicht reißt, weil er gerade seine akustische Klampfe bedient, reißen seine beiden Söhne. Eine absolut klasse Band, die wundervoll harmoniert und für eine sensationelle Stimmung sorgt.
Immer wieder, in den Songpausen, gibt FOGERTY Anekdoten aus seinem Leben preis. Sei es Geschichten über seine Gitarren, die schon die Bretter von Woodstock gesehen haben, über den Verlust seiner Songs durch betrügerische Machenschaften seiner ehemaligen Manager oder über Geschichten über die Liebe zu seinen Frauen - JOHN lässt nichts aus, um das Konzert abwechslungsreich zu gestalten.
Währenddessen laufen im Hintergrund passende Filme zu jedem Song. Biker, die über endlose Highways cruisen, Landschaften, kleine Flüsse bei "Green River", Südstaatenflair während er "Born On The Bayou" spielt bis hin zu Auszügen des Festivals in Woodstock und Aliens, welche die Weltherrschaft übernehmen werden.
Leider können und dürfen wir die Show nicht mit Fotos belegen, es hätten ausgezeichnete Hingucker werden können.
FOGERTY hat es immer noch drauf. Er rockt die Bühne, wie ich es lange nicht mehr von einem Mann in seinem Alter gesehen habe, gönnt sich keine Verschnaufpause und bei seinen Soli, die auf der Leinwand im Großformat gezeigt werden. Man kann nur staunen, wie elegant seine Finger über die Saiten gleiten.
Leider ist das Spektakel bereist nach einer Stunde vorbei. In Berlin wurde dabei die Setliste zu den vorangegangenen Shows etwas abgeändert. Mit den drei Zugaben, darunter "Proud Mary", kommt er noch nicht mal auf neunzig Minuten. Etwas Schade, wie ich finde, denn JOHN FOGERTY hat doch deutlich mehr in seinem Back-Katalog.
Dennoch, es war ein herausragender Abend und ein Konzert der Extraklasse von einem musikalischen Genie, welches früher oft unterschätzt wurde.
Wir bedanken uns beim Concertbuero Zahlmann für die Akkreditierung.
HEARTY HAR sind:
Shane Fogerty ( Guitars, Vocals)
Tyler Fogerty ( Guitars, Vocals)
Jesse Wilson (Bass)
Richard Millsap (Drums)
Douglas Lamothe (Keyboards)
Sie spielten:
01: Can't keep waiting
02: Scream and Shout
03: Radio Man '56
04: Say Something
05: Canyon of the Banshee
06: Boogie Man
JOHN FOGERTY ( Guitars, Harmonika) spielte:
01: Bad Moon Rising
02: Up Around The Band
03: Green River
04: Born On The Bayou
05: Who'll Stop The Rain
06: Lookin' Out My Backdoor
07: It Came Out Of The Sky
08: Hey Tonight
09: Joy Of My Life
10: Cotton Fields
11: Fight Fire
12: Keep On Chooglin'
13: Have You Ever See The Rain
14: Down On The Corner
15: The Old Man Donw The Road
16: Fortunate Song
Encore:
17: Travelin' Band
18: Rockin' All Over The World
19: Proud Mary