véronique gayot - 01. November 2023 - berlin, hafenbar tegel

VÉRONIQUE GAYOT & BAND – Hafenbar Tegel / Berlin – 01.11.2023 - Text: Mike Kempf - Fotos: Conny Kempf

 

Seitdem die Französin VÉRONIQUE GAYOT 2020 im WDR-Rockpalast zu Gast war, wuchs auch hierzulande ihr Bekanntheitsgrad. Das Geburtsland des Chansons um Legenden wie zum Beispiel ÉDITH PIAF, JULIETTE GRÉCO oder PATRICIA KAAS kann also auch mit guten Blues-Musikerinnen aufwarten. Allein mit ihrer einzigartigen Stimme weiß die Harp- und Cigarbox-Spielerin, so wie bei ihrer aktuellen Platte 'Be A Man' fett unterstrichen, voll zu überzeugen. Die ist schon einzigartig, voller Leidenschaft, klingt rau wie der Mistral, wenn dieser übers Mittelmeer fegt. Oft im Vergleich mit der einstigen Rock-Ikone JANIS JOPLIN bewertet, ist dieser zwar zulässig – aber nur bedingt – denn Frau GAYOT hat mit ihrer ausdrucksstarken Stimme längst ihr eigenes Markenzeichen kreiert und ist auf Parallelen mit anderen Rockröhren gar nicht angewiesen.

 

Damit der heutige Abend erfolgreich wird, hat GAYOT YANNICK EICHERT (Gesang, Gitarre), JÉROME WOLF (Bass) und den Schlagzeuger JÉROME SPIELDENNER mitgebracht, die ihre Aufgabe, VÉRONIQUE ein fehlerfreies Klangfundament zu servieren und somit ihr komplett den Rücken freizuhalten, zu 100 % nachkommen. Allerdings sticht EICHERT noch hervor, indem er mit zahlreich exzellent vorgetragenen Saitenläufen eine gehörige Extraportion hoher Spielkunst zum Gelingen des Konzerts beiträgt. Keine Frage, der elsässische Gitarrist beherrscht sein Handwerk und agiert den ganzen Abend auf Champions League-Niveau. Apropos Champions League: Diese Qualität können auch die beiden Taktvorgeber nachweisen, und das, obwohl sie nicht so im Mittelpunkt stehen wie ihr Frontduo. Letztlich stellen WOLF als auch SPIELDENNER mit jeweiligen Solo-Vorträgen ihre internationale Klasse eindrucksvoll zur Schau. Wohl dem, der so tolle Musiker um sich weiß.

 

Trotz der ganzen Lobhudelei für die gesamte kompakt eingespielte Band, ohne VÉRONIQUE GAYOT würde an diesem Abend nichts laufen. Mit leidenschaftlicher Hingabe singt sie die Texte, schickt einen Vater-Gruß in den Himmel, setzt sich immer mal wieder zu den Fans, um von dort ihrer Blues-Combo mit Applaus respektvolle Dankbarkeit zu schenken.

 

Mit Songs ihrer bisherigen drei Veröffentlichungen, hat sie den Abend mit der Beimischung von Coversongs nahezu perfekt abgeschmeckt, bei denen mir DEPECHE MODEs-Klassiker „Personal Jesus“ durch ihre Eigeninterpretation am besten gefällt.

 

Als sich das Konzert dem Ende neigt, wissen alle, ob Musiker oder Fans, dass die Messe erst mit einem Zugabenblock gelesen ist. Hier zieht VÉRONIQUE einen Joker, schnappt sich ihre Cigarbox-Klampfe, stülpt sich ein Bottleneck über den rechten Mittelfinger und offeriert mit "Right Time To Boogie" eine 10-minütige Vollgasvorstellung, die leicht an JOHN LEE HOOKER angelehnt wirkt und von daher ihresgleichen sucht. Somit bedankt sie sich beim Publikum, die GAYOTs ersten Berlin-Auftritt mit wahren Jubelarien abfeiern.

 

Sei es, wie es sei, seit 2011 [DANA FUCHS] habe ich nicht mehr so eine ausdrucksstarke Rockröhre erlebt, die mit extrem intensiver Hingabe, voller Leidenschaft und derart temperamentvoll eine so erstklassige Vorstellung ablieferte. VÉRONIQUE GAYOT – eine Bluesrock-Sängerin der Extraklasse!

 


Wir bedanken wir uns beim Hafenbar-Team für die problemlose Akkreditierung.

 

 

 

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