HANNO BRUHN GANG - 17. August 2023 – Berlin / Hafenbar Tegel - Text: Mike Kempf - Foto: Conny Kempf
Seit Jahren steht der Berliner Musiker HANNO BRUHN auf unserer Agenda, doch erst jetzt ergibt sich in der Hafenbar Tegel die Möglichkeit, ihn und seine GANG live zu begutachten.
Schon beim Soundcheck erleben wir einen ganz lockeren Bandboss, der mit seiner humorvollen Art seine GANG in einen unbeschwerten Gute-Laune-Modus manövriert. Auch ein Grund, warum Tontechniker JULIAN fast gar keine Probleme beim Abmischen des Sounds zu bewältigen hat.
Gegen 21:00 Uhr ist der Club gut gefüllt und die von draußen ins Innere wabernde Schwüle sorgt für 'wohlige' Temperaturen. Fortan leitet HANNO in bestem Entertainment durchs Programm und versprüht mit einigen witzigen Dialogen reichlich Frohsinn durchs Areal. Nach dem Motto - wenn der Song nicht klappt, spielen wir halt einen anderen – vermittelt er einem das Gefühl, trotz des aktuellen irrsinnigen Weltgeschehens, nicht den Humor zu verlieren. Ob er seinen Durst mit 'purem Wodka' aus der Wasserflasche löscht, er noch am selben Tag einen Text umschreibt oder mit zahlreich witzige vorgetragene Anekdoten aus seinen Leben unterhält – aus seinem Mund sprudeln etliche Rockweisheiten, die es zwar in dieser Form auch von anderen Musiker zu erfahren gibt, die aber anhand fortgeschrittenen Alters meiner Lieblinge der 60/70-Rock'n'Roll-Ära, weniger werden.
Links außen haut Pianist ERNIE SCHMIEDEL in die Tasten und lässt seine Finger oft mit Schallgeschwindigkeit über die schwarz/weiße Spielleiste flitzen. Auf der anderen Seite sorgt Gitarrist LUTZ KRÜGER neben dem Mitwirken fürs grundsolide Klangfundament, wenn es darauf ankommt, für ausdrucksstarke Solo-Attacken und beweist sich nebenbei noch als guter Dobro-Klampfer.
Von hinten gibt ROGER HOENICKE den Takt vor, während die beide vor ihm agierenden MARKUS KUNZ (Harp) und Gastmusiker KALLE-CARLOS ENGELHARDT (Saxofon) sich die Luft aus der Seele blasen, dafür aber - allein durch ihre Solo-Vorträge - viel zum Gelingen des Abends beitragen.
Wer solch glänzend ausgebildete Musiker um sich weiß, der hat es als Abend-Protagonist relativ einfach für eine gute Show zu sorgen. Die Setliste - überwiegend aufs aktuelle Album 'Gruß vom Blues' [2019] bezogen – wurde noch mit Songs von ZZ TOP, RAY CHARLES oder CHUCK BERRY ergänzt. Vor allem zu CHUCK BERRY wusste HANNO eine tolle Geschichte zu erzählen, die sich 1987 ereignet hatte und auf der in seinem Buch 'Blues im Gepäck' ausführlich eingegangen wird. Immerhin verriet er den Anwesenden aus seinem Musikerleben: »Für Chucks Berlin-Auftritt wurden Musiker gesucht und so kam es, dass ich mit ihm über eine Stunde im Metropol spielen durfte.«
Mit „Weeste wat“ hat das Sextett die Hafenbar endgültig geentert und kann trotz hohen Wellengangs zielsicher die Anlegestelle ansteuern. Dass den Fans dabei nicht langweilig wird, dafür sorgen „Blues im Gepäck“, „Blues im Haus“ (mit von KRÜGER glänzend vorgetragenen Saitenlauf) oder „Buletten“, ein Song, der sich prima für eine Berlin-Hymne eignet. Mit „Irgendwat is immer“ setzt die HANNO-BRUHN-GANG in der Hafenbar den Anker und bietet anschließend den Zeitzeugen die Möglichkeit für den einen oder anderen Wortwechsel. Für uns heißt es – Leinen los – mit dem Gefühl, dass der nächste Hafenbar-Stop nicht lange auf sich warten lässt.
Wir bedanken uns beim Hafenbar-Team für die problemlose Akkreditierung.