GWYN ASHTON TRIO – Hafenbar Tegel / Berlin – 19.03.2023 - Text: Mike Kempf - Fotos: Conny Kempf
Nicht weit entfernt der Anlegestelle von einem Teil Berlins Ausflugsdampfern, der Greenwich-Promenade, gastiert heute Abend in der Hafenbar Tegel der 1961 in Wales geborene GWYN ASHTON. Immerhin 2001 hinter JEFF BECK und GARY MOORE vom Guitar-Parts-Magazin bei der Wahl zum Gitarristen des Jahres auf den dritten Platz gewählt.
Die Liste, mit denen er bisher auf Tour war, scheint endlos: AC/DC, B.B. KING, JOHNNY WINTER, MICK FLEETWOOD, DR. FEELGOOD, STATUS QUO und vor allem im Vorprogramm des irischen Ausnahmegitarristen RORY GALLAGHER. Heute hat er mit seinen langjährigen Weggefährten CHRIS SHARLEY (Schlagzeug) und einem mir unbekannten neuen Bassisten zwei Musiker mitgebracht, mit denen er als Bluesrock-Power-Trio die Mauern des Clubs ins Wanken bringen möchte.
Trotz dieser Vorschlussbeeren zählt heute nur das Hier und Jetzt. Als er die Bühne betritt, blitzt beim schlaksigen ASHTON aus jeder seiner Gesichtsfalten pure Rock’n’Roll-Weisheiten.
Es bedarf nur die Eindrücke der ersten Songs, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass der Gitarrist, ob mit oder ohne Bottleneck agierend, zweifelsohne zu den Großen seiner Zunft zählt. Dabei präsentiert er über ein halbes Dutzend seiner Klampfen, unter anderem eine Dobro und eine Lap Steel.
Im Prinzip sind alle Voraussetzungen für ein erfolgreiches Live-Erlebnis geschaffen, doch scheinen sich GWYNS Akustikwünsche mit dem vom Soundmann erzeugten Klangteppich nicht auf einer Wellenlänge zu bekommen.
Oft, für mein Empfinden zu oft, sucht der Protagonist gestenreich den Kontakt zum Tontechniker, um für seine Band mehr und mehr 'Saft' einzufordern.
Wie ein roter Faden zieht sich ASHTONS Gezeter durchs Konzert. Da ich einige Male direkt neben dem Mischpult stehe, kann ich gut beobachten, wie der Techniker die Regler fast bis zum Anschlag ausreizt. Leider tritt durch diese Handhabe keine Verbesserung ein, sondern passiert das, was passieren muss. Die Band hat gerade mit einem Song an JEFF BECK gedacht, als sich ein schriller Ton im Innenraum breit macht, der an das Sirenengeheul eines Feueralarms erinnert.
Wer nun für die Störung verantwortlich ist, weiß ich nicht und ich möchte auch niemanden anprangern. Es sei aber erwähnt, dass das Sound-Equipment für die Räumlichkeit der Hafenbar konzipiert ist und nicht, auch wenn es ASHTON gern gewollt hätte, für Beschallung einer großen Eventhalle eignet. Letztlich tat der Verantwortliche das einzig Richtige und fuhr die Regler auf Normalwerte herunter.
Somit kommen die Fans noch in den Genuss exzellent vorgetragener Zugaben, die alle Beteiligten einen versöhnlichen Abschluss bescheren. Anhand der oben erwähnten Soundprobleme kann ich von einem guten, nicht aber von einem erstklassigen Konzert, berichten – mit der Erkenntnis, dass weniger manchmal mehr ist.
Wir bedanken uns beim Hafenbar-Team für die problemlose Akkreditierung.