dede priest & Johnny clark's outlaws 17.06.2022 dessau - gasthof grüner baum

DEDE PRIEST & JOHNNY CLARKE'S OUTLAWS - 17.06.2022 Dessau Roßlau, Gasthof 'Grüner Baum' - Text: Mike Kempf Fotos: Conny Kempf

 

Der C-19-Virus hat uns seit 2019 einen Strich durch die Rechnung gemacht und viele geplante Konzertbesuche verhindern lassen. So auch die, für die wir uns im Gasthof 'Grüner Baum' von Dessau-Roßlau einst vormerken ließen.

 

Doch gestern war es endlich so weit. Von unserem Navi ins beschauliche Kochstedt geführt, betreten wir erstmalig den Gasthof, der uns mit einem Hauch von Ostalgie empfängt. Als Erster läuft uns der engagierte Programmgestalter RALF ZAIZEK über den Weg, von dem wir uns den Club und deren Gepflogenheiten erklären lassen.

 

Mit DEDE PRIEST & JOHNNY CLARKE'S OUTLAWS hat der Clubboss für diesen Abend Bluesrock Made in Niederlande gebucht, die sich noch im Soundcheck befindet. Eine sehr gute Wahl, denn das holländische Blues-Quartett konnte in den letzten Jahren mit ihren Liveauftritte für reichlich Furore sorgen und gilt mittlerweile für Veranstalter als sicheres Pfand.

 

Es ist 20:30 Uhr, als die Band mit „Texas Hurricane“ entsprechend frischen Wind ins Areal bläst und vom ersten Moment an erkennen lässt, dass sie heute so richtig Lust haben, den Anwesenden einen gelungenen Abend zu bieten. In der Tat offerieren die Musiker eine Spielfreude, die von den Fans mit viel Applaus bedacht wird. Während die Rhythmusfraktion um den 'Hau-Drauf-Experten' LEON TOONEN, dem Tieftonspezi RAY OOSTENRIJK und Rhythmusklampfer JOHNNY CLARKE ihre Frontfrau ordentlich auf Trab halten, ist es DEDE PRIEST höchstpersönlich, die als ausdrucksstarke Sängerin, Solo-Gitarristin und Geigerin viel zum Gelingen des Abends beiträgt. Als besonders Merkmal der Texanerin sticht hervor, wenn sie ihre Soloattacken mit ihrer Mund- und Augenmimik quasi 1:1 begleitet.

 

JOHNNY CLARKE, der sich als Rhythmusgitarrist zu einem Topmann entwickelt hat, überzeugt bei ein paar Songs als Sänger und Solo-Gitarrist. Keine Frage, hier hat sich eine Blues-Combo entwickelt, von der man sicherlich noch viel hören wird.

 

Apropos hören: Da hat der Soundtechniker UWE 'PAUL' NITZE einen Superjob erledigt. Sagenhaft, welche Klangqualität er für das Innere des Clubs herausholte. Wohl dem, der für seine Konzertveranstaltungen auf so einen Experten zurückgreifen kann.

 

Nach dreiundzwanzig Songs in einer Nettospielzeit von etwas über zwei Stunden vorgetragen, verabschieden sich DEDE, JOHNNY und Co. von den Fans, die sich allesamt einig sind, ein spitzen-mäßiges Konzert erlebt zu haben. Wenn man so will, war es ein perfekter Abend. Und doch gibt es zwei Wermutstropfen zu erwähnen. Zum einen fand nur ein überschaubarer Teil von Fans in den Gasthof, und zum anderen ist es auch der Grund, warum RALF ZAIZEK zum Ende des Abends folgende Worte an die Anwesenden richtet »Liebe Leute, leider muss ich euch mitteilen, dass das vorerst mein drittletztes Konzert war, welches ich euch heute präsentiert habe. Zwei werden dieses Jahr noch folgen. Doch aktuell sind die Zuschauerzahlen derart geschrumpft, es rechnet sich nicht mehr. In letzter Zeit habe ich nur draufgezahlt. Ich kann es mir nicht leisten, auf Dauer so viel Miese zu machen. Nun ist die Grenze meiner finanziellen Belastbarkeit erreicht. Von daher ist es besser, erst mal alles ruhen zu lassen. Doch wer weiß, vielleicht gibt es von meiner Seite aus ein Comeback. Die Hoffnung, auch bei mir, stirbt zuletzt.«

 

Worte, die uns nachdenklich die Heimreise antreten lassen. Letztlich ist hier der Konsument, der Rockmusikfreund, der Liebhaber von Live-Konzerten, vielleicht sogar die Politik, eigentlich alle gefordert, die die Kultur nicht aussterben lassen wollen.

Am kommenden 8. Juli bietet sich allen ein prima Gelegenheit, denn für diesen Tag hat der sympathische Veranstalter ROBERT JON & THE WRECK (USA) nach Dessau gelotst. Vielleicht kann ein volles Haus RALF ZAIZEK überzeugen, doch noch weiterzumachen.

 

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