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FIVE POINTS GANG – Hafenbar Tegel / Berlin – 23.03.2023 - Text: Mike Kempf - Fotos: Conny Kempf

 

23. März, seit zwei Tagen weht angenehme Frühlingsluft durch die Hauptstadt. Doch als wir heute Abend die Hafenbar Tegel betreten, scheint sich im Backstage ein Tiefausläufer namens FIVE POINTS GANG breitzumachen, der sich, so wie wir es kurze Zeit später leibhaftig erleben werden, zu einem mächtigen Hurrikan entwickelt.

 

Schuld daran ist ein aus London heranziehender Wirbelsturm, für die der Gitarrist JOE PEARSON und DINHO BARRAL (Bass) mächtig viel Staub aufwirbeln. Von hinten rauscht aus Griechenland ein weiteres Tiefdruckgebiet in Form von THANOS PAPADOPOULOS heran, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Vorderleute ordentlich in den Allerwertesten zu treten, um diese nur eine Richtung vorzugeben – volle Kanne voraus!

 

Zumindest für den gebürtigen Brasilianer BARRAL sind 'Arschtritt-Motivationsspritzen' nur bedingt vonnöten, wirbelt er vom ersten bis zum letzten Ton wie ein Irrwisch über die Bühne. Wird die Show anfänglich von leicht stürmischen Windböen getrieben, brilliert PEARSON mit sonderbarer Spieltechnik. Des Rätsels Lösung ist, dass ihm sein Ringfinger der rechten Hand fehlt.

 

Umso mehr fasziniert es mich, wie er mit dieser Einschränkung imstande ist, sagenhafte Soloattacken abzufeuern, die sich problemlos ins internationale Spitzenniveau einordnen lassen. Auf der Basis ihres Albums 'Wanted' vergeht die erste Setliste wie im Fluge.

Nach einer kurzen Pause entert JOE mit verdrehtem Basecaps die Bühne und BARRAL wirkt, als ob er eben ein paar Zitteraale verdrückt hätte. Oder wie lässt sich sonst seine nun folgende extrem energiegeladene Show erklären?

 

Blies bisher - ich hatte es schon angedeutet - ein noch erträglicher Sturm durch die Hafenbar, heißt es ab jetzt: Gut festhalten! In der Tat nimmt das Trio enorm an Fahrt auf und wer sich nicht gesichert hat, dem droht durch den Tornado weggeblasen zu werden. Während PAPADOPOULOS von seiner Schießbude noch verhältnismäßig besonnen den Takt vorgibt, sind seine Vorderleute gar nicht mehr zu stoppen, wandern ungeniert in den Innenraum, um den Anwesenden hautnah ihre Energie spüren zu lassen. DINHO erinnert an die berühmteste Schulmappe der Rockgeschichte, ANGUS YOUNG, in dem er sich ebenso auf den Rücken fallen lässt und dabei weiter an den dicken Saiten seines fünfsaitigen Basses zupft.

 

Ich muss schon weit zurückblicken, um mich an so eine Powerperformance einer Band erinnern zu können. Sei es, wie es sei – all diejenigen, die gestern nicht dabei waren, muss ich mitteilen, ein großartiges Konzert verpasst zu haben. Da ich mir sicher bin, dass das britische Bluesrock-Trio kräftig durchstarten wird, und PEARSON uns versicherte, alsbald wieder nach Tegel zu kommen, kann ich nur raten - nein, muss ich es verordnen - dann unbedingt dabei zu sein.

 

Wir bedanken uns beim Hafenbar-Team für die problemlose Akkreditierung.

 

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