mark evans biografie 'meine wilde zeit mit AC/DC'

Buchtitel: DIRTY DEEDS „Meine wilde Zeit mit AC/DC“ Autor: MARK EVANS – Verlag: Hannibal – 12 Kapitel & Eine Danksagung, 320 Seiten – ISBN: 978-3-85445-368-0 / HAN 000368 – Text: Mike Kempf

Dass BON SCOTT in den Anfängen von AC/DC, neben ANGUS YOUNG einer der extravagantesten Frontmänner war und bis zu seinem Ableben (†19.02.1980) maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Durchstart der glorreichen Truppe vom fünften Kontinent hatte, dürfte zumindest dem AC/DC-Fachmann hinlänglich bekannt sein. Sicherlich auch an den Bassisten MARK EVANS, der, um es genau zu nehmen, MARK WHITMORE EVANS heißt. Bereits 2012 hatte MARK seine 'wilde AC/DC-Zeit' in Buchformat veröffentlicht. Trotzdem möchte ich nochmal auf diese Biografie hinweisen.

MARK stand von 1975 bis 1977 links außen neben Drummer RUDD (aus der Sicht RUDDS) auf der Bühne und wirkte bei den "High Voltage"-, "Dirty Deeds Done Dirt Cheap"- und "Let There Be Rock"-Alben als Tieftonspezi mit. Wer weiß wie seine Karriere verlaufen wäre, wenn er sich 1977 nicht mit ANGUS zerstritten hätte? Unfassbar, es soll sich um einen BEATLES-Gig von 1964 handeln, dem ANGUS als Neunjähriger beigewohnt haben will und er damals für eine Eintrittskarte angeblich 5,50 Dollar bezahlte. Weitere Meinungsverschiedenheiten forcierten letztendlich MARKS Abgang. Soweit zur Vorgeschichte.

MARK WHITEMORE EVANS, geboren am 2. März 1956 in Melbourne, Australien, war der jüngste unter den vier Geschwistern, die in South Yara (Melbourne) aufwuchsen. Nach seiner AC/DC-Mitgliedschaft 1975 bis 1977 spielte er bei Bands wie CONTRABAND, CHEETAH HEAVEN und TICE & EVANS. Insgesamt ist er auf mehr als fünfzig Alben zu hören, z. B. nahm er in den neunzigern ein Album mit THE ZOO auf, der Band von MICK FEETWOOD.

1975 bis 1977 war auch die Zeit, als ich AC/DC für mich entdeckte und bis heute für mich zu den besten Rockbands aller Zeiten gehört. Warum das so ist, spiegelt sich in diesem Buch wider. In seiner Geschichte spiegelt sich die ungeheure Wucht der Band, die unglaubliche Explosivität ihrer Shows, wider. Und genau mit dieser Einstellung, dem Bewusstsein, fast jede Band in die Flucht zu schlagen, mit enorm viel Arbeitseinsatz und einem unbändigen Selbstvertrauen, bastelte die Truppe an ihrem Erfolg. Dabei, so MARK, galten die YOUNGS als absolute Perfektionisten und sorgten als Gründungsmitglieder fast für einen diktatorischen Führungsstil.

In seiner Biografie schildert er, wie er in Australien aufwuchs und eine tolle Beziehung zu seinem Vater hatte, der Ende März 1968 verstarb. Welche Musik ihn und seine Freunde als Jugendliche beeinflusste, darunter auch die von AC/DC. Kurz nach seinem 19. Geburtstag stieg er als Bassist bei AC/DC ein und erlebte fortan zwei seiner intensivsten Jahre seiner musikalischen Karriere.
Der Autor versorgt den Leser mit sehr interessanten Informationen. Denn wer weiß schon, wie der erste Roadie der Band hieß? Antwort: RALPH. Dass er seinen ersten Bass, einen schlechten Fender-Nachbau, im Pfandhaus von South Yara für 22 US-Dollar erwarb? Er Silvester 1969 zum ersten Mal BON SCOTT begegnete? Er sein damaliges Gehalt, das er zunächst als Verwaltungsbeamter verdiente, durch sein erstklassiges Poolbillard-Spiel in diversen Clubs oftmals verdoppeln konnte? Dass anfänglich jedem Bandmitglied von AC/DC vertraglich 60 Dollar wöchentlich zustanden? Oder, dass das ehemalige Tourfahrzeug der Band, der blaue Greyhound-Bus, einst bei Ebay angeboten wurde?

EVANS schildert auf unterhaltsame Weise und mit vielen Fakten und Anekdoten die Ereignisse dieser bewegten Anfangszeit, als AC/DC zunächst kleinere Clubs, später große Konzertsäle in Australien zum Kochen brachten, um schließlich die ganze Welt zu erobern. Dass er sich in dieser Zeit zum wahren Whiskyexperten entwickelte, er nur wenig Spaß mit den YOUNGS hatte und wie gefährlich die Dreharbeiten zum Videoclip von "Jailbreak" im Steinbruch von Sunshine, einem Vorort von Melbourne, waren. Außerdem erzählt er sehr ausführlich die Produktion des Videoclips von "It's A Long Way To The Top", so, als ob man selbst dabei gewesen wäre.

Es gibt natürlich weitere Geschichten, die EVANS sehr authentisch vermittelt, die allesamt, eben aus der Sicht des Ex-Bassisten, das Besondere an seiner Biografie sind und vieles selbst den eingefleischten AC/DC-Fans gar nicht bekannt sein dürfte. Doch es handelt sich bei seinen Erzählungen nicht nur um AC/DC, sondern auch einiges nach seinem Ausscheiden aus der Band. Beispielsweise, dass er im Juni 2007 eine sehr schmerzhafte Nachricht erhielt, die ich hier aber nicht verraten möchte, weil ich das Gefühl habe, dass das Erzählen des traurigen Ereignisses nur ihm zusteht.

MARK EVANS ist es gelungen, mit Emotionen, mit viel Witz, und wenn nötig, auch mit viel Ernsthaftigkeit zu erzählen. Richtig spannend wird es, wenn man beim Lesen von Kapitel zu Kapitel merkt, dass sein Abschied von AC/DC nahen sollte! Das ging auch mir unter die Haut. Nicht nur deshalb ist diese Lektüre für alle Musikfreunde absolut empfehlenswert und eigentlich auch ein MUSS!

 

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