walter trout & danny bryant 08.07.2022 Torgau, Kulturbastion

Wir bedanken uns bei BERND HAARIG für seinen Gastbeitrag!

 

WALTER TROUT (USA) & DANNY BRYANT (UK) 08.07.2022 Torgau, Kulturbastion - Open Air Text und Fotos: Bernd Haarig

 

Es herrscht Hochbetrieb im beschaulichen Städtchen an der Elbe: Gartenfreunde, Heavy Metal-Fans und die Gemeinde der Bluesrock-Enthusiasten, sie alle haben an diesem Freitag einen wichtigen Termin in Torgau.

Mich zieht es ebenfalls auf das Open-Air-Gelände der Kulturbastion, wo sich bei meiner Ankunft schon erfreulich viele Besucher eingefunden haben. Das Wetter ist ideal. Es ist trocken und die Temperaturen angenehm. Die Organisation ist wie immer perfekt. Dank an alle Mitarbeiter und Helfer!

 

Blickt man auf die Bühne fällt sofort der Größenunterschied des Equipments auf. Im vorderen Bereich DANNY’S Instrumentarium (er eröffnet den Abend). Dahinter das von WALTER TROUT und seinen Mannen. Das Schlagzeug zwei Nummern größer, eine Äußerlichkeit, die später auch hörbar sein wird.

 

DANNY erlebe ich in diesem Jahr schon zum zweiten Mal. Das erste Konzert mit seiner BIG-Band. Wärmste Empfehlung allen, die ihn mit dieser Formation noch nicht gesehen haben! Das Bläser-Quartett bringt zusätzlich Feuer in die kernigen Tracks, seine Balladen bekommen einen bitter-süßen Schmelz (nicht Schmalz).

 

In Torgau spielt das aktuelle Big Band Personal (ohne Bläser), also: DANNY BRYANT (voc, g) MARC RANER (g), DAVE RAEBURN (dr), PAUL MALLATRATT (b) und LUCAS BOSSHARDT (p).

Letzterer ein seriös wirkender Könner seines Fachs, der bei passender Gelegenheit auch mal aus dem Sattel geht und weder sein Instrument, noch seine Ellenbogen schont. Selbst die rechte Gesäßhälfte kommt zum Einsatz.

 

In der Setlist ist das aktuelle Album „Rage To Survive“ ist mit drei Stücken vertreten. Bei „Unchained“ dürfen die Musiker mit kurzen Soli zeigen, was sie drauf haben und sie nutzen diese Gelegenheit mit viel Spielfreude. „Prisoner Of The Blues“ darf natürlich nicht fehlen, zwischendurch ein Rock‘n’ Roll Klassiker und „Boogie In A“ , das bringt Partystimmung und entlockt einem Fan aus Halle unglaublich laute und tief tönende Beifallsbekundungen (nachzuhören bei einigen YouTube-Videos).

 

Das Publikum ist begeistert und fordert mehr Zugaben, aber WALTER steht ja schon in den Startlöchern. DANNY kündigt mit respektvollen Worten seinen Freund und Bruder im Geiste an und räumt erst mal die Bühne, auf die er später zurückkehren wird, um mit WALTER gemeinsam die Gitarrensaiten heiß zu spielen. Dank vieler Hände geht der Umbau flott voran und ich bin gespannt auf die zweite Halbzeit!

 

Nun also mein "erstes Mal“ bei WALTER TROUT. Wie eingangs schon erwähnt, wird es hör- und sichtbar anders. TROUT’S Personal ist optisch auffälliger und liebt die Posen junger, dynamischer Rocker. Besonders Bassist JOHNNY GRIPARIC und der bei mehreren Tracks eingesetzte zweite Gitarrist ANDREW ELT sorgen für viel Bewegung auf und vor der Bühne. Gemeinsam mit Drummer JAKOB RONLOV wird kraftvoll und präzise Druck gemacht. BOB FRIDZEMA an den Tasten steuert mal rhythmische, mal melodische Klänge bei und so hat ihr Chef ein wunderbares Fundament, auf dem er seine Gitarrenkünste zelebrieren kann. Das tut er virtuos und voller Power, so, dass man sich nicht mehr vorstellen kann, wie nah der Mann dem Tode schon war.

 

Diesem einschneidenden Erlebnis widmet er dann auch einige Worte der Dankbarkeit und spielt vom „postoperativen“ Album „Battle Scars“ (2014) meinen Lieblingssong „Almost Gone“. Einfach großartig!

 

Zu drei Titeln kommt DANNY noch mal auf die Bühne und schon bei der Begrüßung merkt man, die beiden können miteinander. So begrüßt man gute Freunde. Musikalisch funktioniert es sowieso. „Say Goodbye To The Blues“ ein zwölfminütiger Slow-Blues, bei dem sich die beiden Gitarreros die musikalischen Bälle zuspielen. Schaut man in ihre Gesichter, sieht man, wie konzentriert und mit welcher Freude sie am Werk sind. 30 Alben hat WT mittlerweile veröffentlicht, das nächste erscheint im August, da liegt die Frage nahe, was spiele ich nicht . Aber WALTER hat gut gewählt: „We’re All In This Together“ vom gleichnamigen Album mit JOE BONAMASSA, „Ordinary Madness“, langsam, aber intensiv. Dabei entlockt TROUT seinem Instrument außergewöhnliche Klänge. Aber live muss es auch mal richtig krachen und auch diese Disziplin beherrschen der Meister und seine Mitarbeiter vortrefflich.

 

Ich merke, dass die Begeisterung meinen Stimmbändern nicht gut tut, aber da müssen sie heute durch. Dabei kommen ja noch Zugaben. „Bullfrog Blues“ , dieser Hammer von RORY GALLAGHER, sehnlichst von mir erwartet, der Wahnsinn. Die Band gibt alles, die Fans sind beseelt! Trotzdem muss ich kurz dran denken, dass RORY das gleiche Problem mit seiner Leber hatte, wie WT. Doch während WALTER ein neues Leben geschenkt bekam, verstarb RORY nach der Operation mit nur 47 Jahren.

 

Wie kriege ich jetzt die Kurve zu einem Fazit des Abends? Wahrscheinlich gar nicht, deshalb gerade aus: Es war ein wunderbarer Abend. Drei Stunden tolle Musik, zufriedene Musiker, begeisterte Fans. Das Wetter hat mitgespielt, die Organisation war perfekt. In Zeiten so vieler schlechter Nachrichten ein echtes Geschenk!

 

 

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