stone Water - 07.11.2023 - Berlin, Hafenbar Tegel

STONE WATER Band – Hafenbar Tegel / Berlin – 07.11.2023 - Text: Mike Kempf - Fotos: Conny Kempf

 

Es ist gar nicht lange her, da habe ich das Debütalbum von STONE WATER 'Make Me Try' mit dem Seziermesser in seine Einzelteile zerlegt, um nach dem Aufbau der Songstrukturen zu forschen. Im Ergebnis hatte ich keine Mängel entdeckt, doch die Wahrheit wird heute Abend auf der Bühne der Hafenbar zum Vorschein kommen. Denn im Gegensatz zur Studioarbeit heißt es nun 'Live ist Live' und erfahrungsgemäß liegt hier der wahre Gradmesser. Erst recht, wenn die Band diesmal auf das Mitwirken des US-Gitarristen BEN FORRESTER setzt, der dem Ganzen mehr Improvisation, mehr Klangvolumen, mehr musikalische Vielfalt garantiert, als es die aktuelle Platte hergibt, beziehungsweise hergeben kann.

 

Gründungsmitglied ROBERT WENDT, Bassist ARTJOM FELDSTER und Drummer HANSER SCHÜLER dürften einige Fans aus ihrer Ära bei der VANJA SKY-BAND kennen, wobei FELDSTER aktuell wohl bei beiden Bands die dicken Saiten zupft.

 

20:45 Uhr - für einen Dienstagabend nicht unbedingt erwartend, blickt die Band auf einen sehr gut gefüllten Club. Selbst ein Teil der Berliner Musikerszene scheint an dem Konzert interessiert zu sein, wandern durch mein Blickfeld unter anderem LELLO LOJEWSKI, BERND KÜHNERT, THOMMY ELLWITZ und weitere Musiker, die mit STONE WATER befreundet sind. Ziemlich eng stehen aus Sicht des Publikums von rechts nach links WENDT, BEEMAN, FORRESTER und FELDSTER zusammen, wirken fast wie eine undurchdringliche Mauer, die es einem nicht leicht macht, Momentaufnahmen auf SCHÜLERs rhythmische Schlagsalven zu erhaschen.

 

Nicht groß verwunderlich, dass die Zusammensetzung ihrer Setliste im Wesentlichen aufs Erstwerk 'Make Me Try' zurückführt. Ergänzt mit ein paar Coverversionen, unter anderem aus Anleihen von BLACK CROWES und JOE COCKER [Angabe ohne Gewähr], sorgt der Fünfer für ein interessantes, gut vorgetragenes Konzert. Selbstverständlich tragen die beiden Gitarristen ROBERT WENDT und BEN FORRESTER einen Hauptanteil des Konzerts, wobei FORRESTER mit spektakulären Soli noch etwas herausragt. Nur einmal platzt dem ansonsten sehr ausgeglichen US-Klampfer die berühmte Hutschnur, als ein unermüdlicher Fotograf die Band mit einem Blitzlichtgewitter bombardiert – und zwar im Sekundentakt. Erst als EBF-Musik-Konzerttourplanerin EVA dem Knipser die Regeln erörtert, lässt dieser von seiner Arbeitsweise ab. Dabei müsste es sich bei allen Fotografen längst herumgesprochen haben, dass es für die Musiker sehr störend ist, wenn diese gezwungen sind, ständig ins Blitzlicht schauen zu müssen.

 

Mein Mann des Abends ist Gesangsgranate BOB BEEMAN, der sich vermutlich vor dem Gig mit ein paar eingelegten Zitteraalen gestärkt hat – oder wie lässt sich seine dauerhaft dynamisch dargebotene Power-Performance sonst erklären? Mit außergewöhnlichem Bühnen-Outfit, einem 'farbenfrohen' Anzug der Marke 'Nordkorea-Stil' mit passenden Tiroler Filzdeckel, stilistisch modern, nahezu perfekt abgestimmt, wirbelt der gebürtige Berliner über die Bühne, so, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Texte serviert BEEMAN, als auch auf dem Album zu hören, mit angerauter, leicht soulig, authentisch erschallender Stimme, die von den Fans nicht nur mit reichlich Beifall quittiert wird, sondern dessen Pflege vermutlich auf gute Nikotin- und Whisky-Behandlungen zurückzuführen ist – wer weiß? Zudem steuert er mit seinem Harpgebläse und Bongo-Trommelei weitere gute Akzente bei.

 

Kam schon das Album bei mir gut an, hat die Band, dank des Mitwirkens FORRESTERs, live noch ein paar Schippen draufgepackt. Deshalb komme ich zum Ergebnis: Für Fans vom allerfeinsten Südstaatenrock, etwa Country, Stoner Rock und reichlich Blues-Klängen sind STONE WATER eine erstklassige Adresse.

 

Wir bedanken wir uns bei EBF-Music und dem Hafenbar-Team und für die problemlose Akkreditierung.

 

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