KOFI BAKER’s CREAM FAITH– Hafenbar Tegel / Berlin – 17.03.2024 - Text: Mike Kempf - Fotos: Conny Kempf
Heute Abend weht ein Hauch von ERIC CLAPTON durch die Hafenbar. Doch es wird prognostiziert, dass das laue Lüftchen alsbald an Stärke dazugewinnt. Auslöser ist Drummer KOFI BAKER, Sohn der Schlagzeuger-Legende GINGER BAKER, der einst mit dem Bassisten JACK BRUCE [† 25.10.2014] und Gitarrenchamp CLAPTON mit CREAM Rockgeschichte schrieb.
Gegen 20:45 betritt KOFI mit MALCOLM BRUCE [Sohn von JACK] und ROBERT JOHNSON, dessen Vater mit GINGERs Nichte verheiratet ist, und starten im Nullkommanichts voll durch. Dabei spürt man vom ersten Ton KOFIs vererbten Gene, die ihn bereits erfolgreiche Tätigkeiten bei TOM JONES, STEVE MARRIOT, ROGER WATERS, ULI JOHN ROTH oder RONNIE WOOD ermöglichten. Zudem spielte er zu Ehren seines Dads bei der GINGER-Tribute-Show in London zusammen mit seinen Kollegen STEVE GADD, SONNY EMORY, HENRY SPINETTI und KENNEY JONES.
Wen wundert es, dass heute Abend reichlich nostalgischer Rock’n’Roll-Wind durchs Areal scheppert. Neben dem Klassiker „Sunshine Of Your Love“ [1967] folgen weitere CREAM-Hochkaräter, dessen Auflistung hier den Rahmen sprengen würde. Ebenfalls ist mit einem aussagekräftigen Drum-Solo zu rechnen, wofür Meister KOFI kurz vor der Pause sagenhafte 13:00 Minuten investiert. Ob man nun unbedingt so ein überlanges Schlaginferno abfeuern muss, lass’ ich mal so stehen.
Während JOHNSON mit zielgenauen Saitenläufen Akzente setzt, schmirgelt sich BRUCE an den dicken Saiten seine Fingerkuppen glatt. Ich bin mir sicher, bei einer Spurensicherung gäbe es von ihm keine Fingerabdrücke zu entdecken. Als er im zweiten Set mit ROBERT kurzerhand die Instrumente tauscht, beeindruckt er mit einem Gitarrensolo der Extraklasse. Für KOFI ein Luxus auf zwei so großartige Musiker zurückgreifen zu können, die sich nebenbei auch noch die Gesangspart teilen. Wobei JOHNSON hohe Tonlagen offeriert, während sein Partner eher mit tieferen Stimmvolumen punktet.
Klar im Zentrum des Geschehens steht KOFI BAKER, der uns vor der Show seine unglaubliche Fitness unter Beweis stellt, indem wir ein Teil seines extremen Aufwärmprogramms beobachten können. Keine Frage, gertenschlank, ohne überflüssige Fettpölsterchen, legt der Schlagzeuger nicht nur viel Wert auf eine gesunde Ernährung, sondern reguliert seinen Wasserhaushalt mit selbiges.
Ob der Hafenbar-Auftritt zu den besseren Gigs ihrer noch andauernden Tour gilt, kann ich nicht beurteilen. Das, was den heutigen Abend am meisten ausmacht, sind die Namen der Musiker, die hier in Tegel mit international angesagte Rockmusik aufwarten, die in dieser Konstellation in Reinickendorf nicht jeden Tag geboten wird. Einem Konzertabend, der überwiegend vom Psychedelic-Blues-Rock getragen wird, als eben Bands wie CREAM, LED ZEPPELIN oder JIMI HENDRIX das Sagen hatten.
Auf den Heimweg fragen wir uns, ob es bis Berlins Kultursenator JOE CHIALO durchgedrungen ist, wie viel das Hafenbar-Team in Berlins Kulturlandschaft investiert? Vielleicht sollte er sich mal live vor Ort selbst einen Überblick verschaffen.
Wir bedanken wir uns beim Hafenbar-Team für die problemlose Akkreditierung.