robert jon [robert jon & the wreck] interview 8.7.2022 dessau gasthof 'grüner baum'

Interview mit ROBERT JON (ROBERT JON & THE WRECK) 08.07.2022 – Dessau, Gasthof Grüner Baum - Text: Mike Kempf – Foto: Conny Kempf

 

Der Veranstalter vom Gasthof Grüner Baum in Dessau, RALF ZAIZEK, ermöglichte uns dem US-Musiker ROBERT JOHN, bevor er mit seiner Begleitband THE WRECK im Gasthof auftrat, ein paar Fragen zu stellen.

 

SOUNDANALYSE: Hallo ROBERT, vielen Dank, dass Du unsere Interviewanfrage zugestimmt hast. Eure aktuelle Europatour endet bald. Auftritte in der Schweiz, Deutschland, Belgien, Holland, Frankreich, Spanien, Österreich und Dänemark. Wie würdest Du die Tournee bewerten?

ROBERT: Fantastisch! Es ist eine tolle Geschichte, nach zwei Jahren des Nichtstuns, wieder auf der Bühne zu stehen. Uns haben die Konzerte sehr gefehlt, denn es gibt doch kaum was Besseres als Menschen, unsere Fans zu treffen und sie nach gelungenen Auftritten mit unserer Musik zufrieden nach Hause zu schicken. Ich sag’s euch, Live zu spielen ist für uns einfach das Größte.

 

SOUNDANALYSE: Konntest Du während Deiner zahlreichen Auftritte Unterschiede zwischen den europäischen und amerikanischen Fans feststellen?

ROBERT: In den USA ist es so, dass die meisten Fans kommen, um nur aus Spaß an der Freude ein Konzert zu verfolgen. In Europa kommen die Leute, um gute Musik zu hören. Sie kommen zum Beispiel gezielt, um die ROBERT JON & THE WRECK Band zu sehen. Diesen Unterschied merke ich ganz deutlich. Ich denke, ich muss in Amerika noch einige Türen öffnen, um die gleiche Resonanz wie hier zu erreichen. Natürlich sind die Fans, die einfach so unsere Konzerte besuchen, genauso herzlichst willkommen.

Weil sie sich einfach nur mit Freunden treffen wollen, ein paar Bier trinken und nebenbei Musik lauschen. Dann liegt es an uns, mit unserer Musik zu überzeugen, sodass die Fans merken – die Band ist gut.

 

SOUNDANALYSE: Vorhin beim Soundcheck, konntest Du erste Eindrücke von Bühne, Raum und Sound sammeln. Wie sind Deine ersten Eindrücke von der Location?

ROBERT: Mir persönlich ist es egal, wo wir spielen. Mir geht es vielmehr um die Leute, die wir treffen. Wenn diese uns während eines Konzerts oder danach, positive Feedbacks geben, ist alles in Ordnung. Wenn Du so willst, liegt unser Schwerpunkt auf Qualität, nicht auf Quantität. Deshalb spielt es für uns keine große Rolle, ob wir vor 50, vor 100 oder vor 1000 Leuten spielen.

 

SOUNDANALYSE: Während Eurer Tour ist in Europa ein Krieg ausgebrochen. Hat das Ereignis Euch in irgendeiner Weise bei Euren Auftritten beeinflusst? Ist Euch bekannt, wie der Krieg in den USA wahrgenommen wird?

ROBERT: Natürlich haben wir es mitbekommen. Da wir aber nicht unmittelbar davon betroffen sind, ist das Geschehen relativ weit weg von uns. Wir sind nicht Teil des Krieges, man bekommt nur die Auswirkungen mit. Selbstverständlich sind diese nicht wegzudiskutieren. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich direkt davon betroffen wäre. Als wir in Österreich auftraten, hatte ein Veranstalter ukrainische Flüchtlinge zu unserem Auftritt eingeladen. Somit konnten wir diese Menschen für zwei Stunden von ihrer heikleren Situation ablenken. Es war für uns ein schönes Gefühl, den Leuten etwas Freude zu bereiten. Es sind die Momente, wo wir das schrecklich Erlebte der Leute, die Auswirkungen des Krieges, mitbekommen.

 

SOUNDANALYSE: ROBERT, wenn es gleich losgeht, mit welcher Gitarre wirst Du heute die Bühne entern? Ist vielleicht sogar Deine Lieblingsklampfe dabei?

ROBERT: Du wirst es kaum glauben, aber heute spiele ich tatsächlich eine brandneue Gitarre, eine Eastman.

Sie ist erst seit kurzem auf dem Markt und soweit ich weiß, bin ich der Erste, der sie live bei Konzerten einsetzt. Ich hatte sie vorhin beim Soundcheck getestet, sie fühlt sich fantastisch an und klingt toll.

 

SOUNDANALYSE: Was meinst Du, haben Eure Instrumente so was wie ein Eigenleben, eine Seele? Wie behandelst Du zum Beispiel Deine Spielgeräte? Gibt es einen Musiker in Deiner Band, der mit seinen Instrumenten spricht?

ROBERT: Je nach meinem Drogenzustand werde ich die Frage unterschiedlich beantworten. Ähm, wie war nochmal die Frage? (lacht, augenzwinkernd)

Ich glaube nicht, dass eine Gitarre eine Seele hat. Falls es so was wie eine Instrumenten-Seele geben sollte, ist es die, die von dem Spiel eines Musikers eingegeben wird. Natürlich baut man zu seinem Instrument, wenn man lange auf Tour ist, eine feste Bindung auf, schließlich ist es das Handwerkszeug, was man ständig gebraucht. Früher, als ich als Schlagzeuger aktiv war, habe ich gemerkt, wie ich zu einem Becken eine besondere Beziehung aufbaute. So konnte ich beim Spielen viel zum Ausdruck bringen. Vergleichsweise, wenn ein Gitarrist eine Einstellung am Verstärker vollzieht, neue Saiten aufzieht oder sie so stimmt, wie er es möchte. So bringt der Musiker am besten seine Expression heraus. Im Vergleich zu einem Auto, das nutzt man oft wegen eines Statussymbols, als Ausdruck seines Seins. Doch ebenso oft benutzt man Autos als reines Transportmittel. In Bezug zu meinen Gitarren, kann ich sagen, dass ich zu diesen während einer Tournee eine besondere Beziehung aufbaue. Diese Beziehung ist aber nicht zu verwechseln mit einem Menschen oder anderem Lebewesen.

 

SOUNDANALYSE: Ich kann mir vorstellen, dass ZZ TOP, LYNYRD SKYNYRD oder die ALLMAN BROTHERS Euren Musikstil beeinflusst haben? Gab es noch andere Inspirationsquellen?

ROBERT: Ja, gab es. Die EAGLES,TOM PETTY, FLEETWOOD MAC. Natürlich auch, du hattest es schon erwähnt LYNYRD SKYNYRD, BOSTON und noch einige mehr. Da fällt mir ein, mein erstes erlebtes Konzert war eins von BOSTON.

 

SOUNDANALYSE: Haben Dich Deine Eltern zu der Musik der Bands geführt, von denen Du eben erzähltest?

ROBERT: Nein, es waren meine Freunde. Die Bands, die ich eben aufgezählt habe, waren meine klassischen Einflüsse. Du musst wissen, dass ich ein Südstaatler der anderen Art bin. Ich stamme quasi von der falschen Seite der Küste, aus Kalifornien. (lacht). Deshalb ist die Verbindung mit mir als reiner Südstaatler nicht ganz zutreffend. Die Einflüsse, die ich als junger Mensch wahrgenommen habe, sind heute ganz anders zu bewerten.

 

SOUNDANALYSE: In diversen Videoclips ist mir aufgefallen, dass fast alle bei Euch singen. Liegt darin auch ein Schwerpunkt Eurer Shows?

ROBERT: Es ist ganz einfach. Wir wollen natürlich zu den besten gehören, wollen immer das Optimum herausholen. Dazu gehören auch perfekte Gesangseinlagen zu haben, eben da, wo es auch hingehört. Schon allein von unseren eigenen Anforderungen, legen wir viel darauf Wert, dass alles zusammen passt.

 

SOUNDANALYSE: Wie sieht bei Euch die Studioarbeit aus? Wie entstehen Eure Songs, Eure Alben?

ROBERT: Wir arbeiten als Team und nichts geht bei uns nach dem Schema F. Jeder von uns wirft seine Ideen, seine Einflüsse, Melodienbögen, Riffs, Rhythmen, einfach alles, was jedem so einfällt, in den Topf. Zusammen erarbeiten wir dann die Songs. Erst wenn alle zufrieden sind, werden die Songs, die Alben, veröffentlicht.

 

SOUNDANALYSE: Eine Frage, die ich jeden meiner Interviewpartner stelle. Ich bin glühender AC/DC-Fan und habe noch die BON SCOTT-Ära miterlebt? Wie gefallen Euch AC/DC?

ROBERT: AC/DC ist für mich die beste Band der Welt!

 

SOUNDANALYSE: Und ab jetzt bist Du mein bester Freund der Welt. (müssen beide lachen).

ROBERT: Ich liebe BON SCOTT, aber auch BRIAN JOHNSON.

 

SOUNDANALYSE: Ich bedanke mich für das Interview. Und so, wie ich es immer handhabe, gehört das letzte Wort dem Befragten.

ROBERT: Wir freuen uns auf die heutige Show. Wir werden wie immer alles geben und ich hoffe, ihr werdet zufrieden sein.

Wir bedanken uns bei RALF ZAIZEK, der uns nicht nur vor Ort während des Interviews beim Übersetzen unterstütze, sondern auch seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.

 

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