JACK MOORE – Hafenbar Tegel / Berlin – 02.05.2024 - Text: Mike Kempf - Fotos: Conny Kempf
Kaum war die RORY GALLAGHER-Story von GERRY McAVOYs BAND OF FRIENDS in der Hafenbar verflogen, da wehen zwei Tage später mit JACK MOORE schon wieder glanzvolle DNA-Spuren durch die Hafenbar. Denn JACK ist tatsächlich der Sohn von einem der wohl erfolgreichsten nordirischen Gitarristen, den die grüne Insel jemals hervorbrachte – GARY MOORE!
An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, wie kommt es, dass sich seit Kurzem vermehrt solch hochkarätige Musiker nach Tegel verirren?
JACK möchte heute Abend hier groß aufspielen, zugleich seinem Vater, der am 6. Februar 2011 59-jährig in Spanien verstarb, entsprechend huldigen. Dabei kann der 36-jährige bereits selbst auf eine erfolgreich verlaufende Karriere zurückblicken. Konnte er als Support-Act bei BONAMASSA und DEEP PURPLE-Konzerten seinen eh schon hohen Bekanntheitsgrad nochmal glänzend aufpolieren. Des Weiteren trat er oft mit der CASSIE TAYLOR-Band auf, mit der er eigene musikalische Ideen bestens umsetzen konnte und noch kann.
Doch machen wir uns nichts vor - in den Fußstapfen eines derart berühmten Vater zu treten – es gibt wahrlich leichtere Aufgaben. Wichtig wird sein, dass er nicht krampfhaft versuchen wird, seinen Vater 1:1 zu kopieren. Dass er, trotz der unter dem Motto stehenden Veranstaltung 'Moore plays Moore – feat, Jack Moore', seine eigene Handschrift erkennen lässt. Als er gegen 20:45 Uhr die Bühne betritt, hat er die polnischen Musiker LUKASZ GORCZYCA [Bass], SZYMON PEJSKI [Gesang], TOMASZ DOMINIK [Schlagzeug] und den Zweitgitarristen BOGDAN TOPOLSKI im Gefolge. Wobei 'Zweit'-Gitarrist nicht ganz zutrifft, denn TOPOLSKI zelebriert genauso wie JACK einige spektakuläre Soli, die von meiner Seite aus eine volle Punktzahl verdient.
PEJSKI ist derjenige, der nicht nur bärenstark singt, sondern überraschenderweise durch den Abend moderiert. Um nochmal auf MOOREs Handlungen des Abends einzugehen, ist – Gott sei Dank – sein eigenes Credo gut zu erkennen. Zwar wirkt er keinesfalls unsympathisch, feuert mit seinen schlanken Fingern ganz starke Saitenläufe ab, kommt aber ohne großartig erkennbare Mimik aus. Verhält sich aus Sicht der Fans links außen platziert eher unauffällig, lässt seinen 'Star-Status' zu keinem Zeitpunkt heraushängen und wirkt eher zurückhaltend, geradezu schüchtern. Vielleicht lastet der Rucksack seines Vaters mehr auf seinen Schultern, als es die Anwesenden ahnen können. Zudem ist es auch eine Charakterfrage. Nicht jeder möchte - trotz großartig veranlagten Musikverständnis - im Mittelpunkt stehen. Zwar keine schlechte Eigenschaft, wie ich finde, doch da er als der Held des Abends angekündigt ist, hätte es ihm nicht geschadet, an die Fans auch mal das ein oder andere persönliche Wort loszuwerden.
Mittig der zweiten Setliste kommt es zu einer Überraschung, indem die irisch/polnische Blues-Combo die hier unter den Fans anwesende argentinische Bluesmusikerin VANESA HARBEK auf die Bühne bittet. Für ein Lied gibt sie ihr Bestes, scheint sie den kurzweiligen Tapetenwechsel sehr zu genießen und beweist sich als tolle Gitarren-Solistin. Später erzählt sie uns, dass sie, wenn sie in Polen auftritt, gern auf die Zusammenarbeit mit TOMASZ und LUKACZ zurückgreift – zwei Musiker, mit denen sie sich bestens versteht und gern live spielt.
Mit „City Of Gold“ und „Still Got The Blues“ wird das Ende des Konzerts eingeläutet. Und während die Musiker weiterhin die Fans mit ihrer Darbietung erfreuen, wird mir abermals bewusst, dass mit JACK MOORE wieder ein international angesagter Rockmusiker aufgetreten ist. Einen Musiker, dem noch die Zukunft gehört, der aber für mein Empfinden auf der Bühne durchaus mehr Emotionen freigeben darf.
Wir bedanken wir uns beim Hafenbar-Team für die problemlose Akkreditierung.