kuhles tnt & cornelius löwenstein - 03.01.2024 berlin, soda club

KUHLES TNT & CORNELIUS LÖWENSTEIN Club 23 / Berlin – 03.01.2023 - Text: Mike Kempf - Fotos: Conny Kempf

 

Mittwoch, 3. Januar 2024, 22:30 Uhr, ich höre mich zu CONNY sagen: »Siehste, spontane Entscheidungen sind oft die besten!« Wir haben uns nämlich erst gegen 17:30 Uhr, als ich unseren Wagen zwecks TÜV-Prüfung von einer Werkstatt abholen durfte, entschieden, zur Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg zu fahren. Natürlich gibt es zu diesem Entscheid auch eine kleine Vorgeschichte. Denn vorab vernahm ich über soziale Netzwerke, dass CORNELIUS LÖWENSTEIN für ein paar Wochen in Berlin weilt. Der Musiker, der einst für wenige Jahre bei den Ostdeutschen Kultrockern MONOKEL mitwirkte. Der vor gut 15 Jahren in die USA auswanderte und seither nur selten seine Geburtsstadt besucht, hat die Zeit genutzt, um während seines Berlin-Aufenthalts mit seinem Freund KUHLE drei Konzerte auf die Beine zu stellen. Wir sind heute beim zweiten Gig dabei.

 

Dass wir nebenbei mit dem Betreten des Soda-Clubs auch noch Neuland betreten und erstmalig KUHLES TNT-Formation live erleben, sind weitere Entscheidungsträger, die uns veranlassen vom beschaulichen Falkensee nach Berlins City zu driften. Dort angekommen stehe vor einem 2-Meter-Hühnen, mit dem es sich von Anfang an locker plaudern lässt – CORNELIUS LÖWENSTEIN. Zunächst gönnt ihm der musikalische Leiter des Abends KUHLE der Gesangsgranate eine Schonfrist, ehe dieser für die zweite Setliste auf die Anwesenden losgelassen wird. Kaum zu glauben spürt man bei LÖWENSTEIN keinerlei Lampenfieber oder Nervosität, ist er im Nullkommanichts auf volle Betriebstemperatur und bringt genau die Portion dreckigen Gesang mit, die dem Blues gut zu Gesicht steht. Dabei beeindruckt er mir der Energie eines Atomkraftwerks, bei dem mich nur die Sorge umtreibt, ob seine Stimmbrennstäbe ausreichend mit Kühlwasser versorgt werden, damit diese keine Kernschmelze erleiden. Selbst um diese Problematik wissend, hat CORNELIUS gut vorgesorgt und schüttet sich literweise kühles Nass in seinen Schlund, wobei oft die Hälfte daneben geht und von daher sein ganzer Körper schön kühl gehalten wird. Wenn er ab und zu seine Hände aufgespreizt gegen die Decke streckt, wirkt er wie ein überdimensionierter Albatros. Ansonsten suhlt er sich gerne am Boden, marschiert auch mal in die Fangemeinde und nutze jeden ihn verfügbaren Quadratzentimeter um seine unbändige Power irgendwie loszuwerden. Da gilt es für seine Nebenleute achtzugeben, nicht von der Bühne gefegt zu werden.

 

Bis auf KUHLE, den ich bereits ein paar Mal erlebt habe, ist mir neben LÖWENSTEIN nur noch Berlins Schlagzeug-Ikone LELLO LOJEWSKI bekannt, wenn auch nur virtuell. Alle anderen, ob die Saxofonisten, der Bassist, der Erst-Drummer, der Harper oder der Zweitgitarrist, sind mir alle Musiker unbekannt. Dabei wirkt der zweite Klampfer im Gegensatz zum Bandboss wie 'The Next Generation'. LELLO hat noch genügend Pulver in seinen Armen, um die Band ordentlich auf Trab zu halten.

 

Gegen Ende des Konzerts sorgt KUHLE für den Moment, warum wir so gerne live dabei sind. Vor einem Song hält er kurz inne und meint »Ick habs vajessen...«, wird aber umgehend von seinen Kollegen unterstützt, die ihm den Rhythmus vorträllern und er somit zum Einstieg findet. Wir lieben solche Momente! Live ist eben live – und wer möchte schon ein fehlerfreies steriles Konzert erleben? Wir und die meisten der Zeitzeugen wohl nicht und deshalb sorgt das Blues-Ensemble für allerbeste Stimmung, die uns letztlich gut gelaunt auf den Heimweg begleitet. Wenn es nach uns geht, könnte sich so eine Vorstellung gerne wiederholen. Mal sehen, wann CORNELIUS LÖWENSTEIN wieder ein Flugticket nach Berlin bucht. Hoffentlich müssen wir nicht allzu lange warten…

 

 

 

 

 

 

 

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